Story zum Song
Gepäck
Wave&Sound
Ich war hilflos und wusste nicht, wie es weitergehen konnte. Meine Gedanken kreisten; in mir kämpften Gut gegen Böse, Gefühl gegen Vernunft, laut gegen leise. Auf welche Stimme sollte ich hören?
Es gab eine Zeit in meinem Leben, die war geprägt von Selbsthass, Schmerz und Verletzungen. Von Schreien, Gebeten und Verzweiflung. Ich kannte den Menschen nicht mehr, der ich einmal war. Ich wusste nicht, wen sie meinten, wenn sie über mich redeten. Alles fühlte sich so schwer an – zu schwer für mich allein. Jeder Tag war davon geprägt, mit aller Kraft alles zusammenzuhalten, ohne unter dem Gewicht zusammenzubrechen. Tausend Erinnerungen drehten sich in meinem Kopf – Panik, Atemnot, Absturz ...
Ich schämte mich, dass ich nie stark genug war, dagegen anzukämpfen, und dass es täglich mein Leben bestimmte. Ich lächelte trotzdem immer und versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen, bevor jemand bemerken würde, womit ich innerlich jeden Tag kämpfte. So hatte es jahrelang funktioniert.
Ich schaffte es einfach nicht allein, und bei dem Gedanken, mich jemandem anzuvertrauen, hatte ich gleichzeitig riesige Angst. Würde man mich denn verstehen? Wem konnte ich zeigen, wie es wirklich in mir aussah?
Tief in mir, zwischen all dem Chaos, schimmerte eines Tages plötzlich ein sanftes Gefühl: „Es gab mal eine Zeit, in der es nicht so dunkel in mir war.“
Ein Funken Hoffnung. Eine blasse Erinnerung an den Menschen, den ich schon lange aufgegeben und vergessen hatte. An eine Unbeschwertheit, die ich vor langer Zeit einmal kannte. An einen Menschen, der einmal stark war – also musste diese Stärke irgendwo in mir ja immer noch vorhanden sein.
In diesem Moment wusste ich, dass ich mich zu mir zurückkämpfen musste – und dass ich dabei Hilfe brauchte. Ich wusste: Der einzige Weg, auf dem ich mich wiederfinden konnte, führte zuerst zu dir. Du würdest verstehen, zuhören und mich nicht wegschicken. Dir wäre mein Gepäck nicht zu schwer; nein, du würdest mir sogar beim Tragen helfen. Du kennst meine Schatten und siehst trotzdem das Schöne in mir. Du erinnerst mich wieder daran, dass es in mir leuchten kann. „Du bist hier. Egal, was ich brauch, du öffnest die Tür.“
Eure Kathrin